Jesus – eine Weltgeschichte IX

Dritter Teil: Freund und Helfer

Eine neue Hoffnung

Die Leitung der ersten Christengeneration, die Stabilität und die Offensivkraft verleiht, besteht aus Jakobus der Abwehrchef, Paulus der Angreifer, Petrus der umsichtige Mittelfeldregisseur. Gleichberechtigt neben ihnen agieren keine Prominenten, stattdessen viele Migranten und Sklaven und auffällig viele Frauen.

Die urchristliche Gemeinde entwickelt sich nach dem «Learning by doing»-Prinzip. Es gibt keinen schriftlichen Masterplan, der minutiös abgearbeitet werden muss. Richtschnur ist die Treue zu Jesus und die Liebe zu den Mitmenschen.

Einige Historiker schätzen, dass es am Ende des ersten Jahrhunderts nur ungefähr zehntausend Christen im Römischen Reich gibt. Das wären gerade einmal 0,02 Prozent der Gesamtbevölkerung.

  1. Auferstehung: Comeback für die Ewigkeit

Die frühen Christen gaben ihrem Auferstehungsglauben auch da durch Ausdruck, dass sie statt dem letzten künftig den ersten Wochentag als «Tag des Herrn» feierten, als neuen Sabbat – vor allem für die Juden unter den Christen ein unerhörter Schritt.

Ein Glaube, der sich nicht auf Jesus als Auferstandenen gründet, ist nicht christlich. 

Jesus starb vor Augenzeugen. Er wurde begraben. Das Grab war wenige Tage später leer, die Leiche spurlos verschwunden. Die Nachfolger von Jesus berichteten, er sei auferstanden.

Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer und machte aus einer winzigen jüdischen Sekte die grösste Religionsgemeinschaft aller Zeiten.

Der Theologe Jürgen Moltmann kommt zu dem Schluss: «Ohne das, was die Frauen und die Jünger nach dem Tod Jesu mit Jesus erlebten, wüssten wir nichts von Jesus und gäbe es das Christentum nicht. Also muss der Glaube seinen Ursprung in dem Ereignis haben, das die Jünger und die Frauen die ‹Auferstehung Jesu von den Toten› nannten.»

Die neue Schöpfung beginnt mit Jesus, dem «Sohn des Adam», der vormacht, wie die kaputte Schöpfung wieder heilgemacht werden kann.

Was er ist und wie sein neuer Körper sich physikalisch zusammensetzt, übersteigt das menschliche Denkvermögen. Er ist der Erste einer neuen Schöpfung.

Jesus überlässt Petrus, dem Versager, die grösste Aufgabe: die Jesus-Bewegung weiterzuführen.

Jesus zeigt sich nicht seinen Gegnern. Er offenbart sich ausschliesslich Jüngern, Freunden, Angehörigen.

Jesus verfasst keinen schriftlichen Nachlass, in dem er theologische Streitfragen regelt. 

Durch den Propheten Hesekiel hatte Gott ausgerichtet: «Mir macht es keine Freude, wenn ein Gottloser sterben muss. Ich freue mich, wenn er von seinen falschen Wegen umkehrt und am Leben bleibt.»

Jesus beauftragt seine Jünger, Geburtshelfer der neuen Zeit zu sein. Sie sollen in die Welt gehen, Menschen zu Jesus-Nachfolgern ausbilden, zu Agenten der göttlichen Liebe.

Gott ist drei und eins zugleich.

Die Engel bestätigen damit, was im Buch Daniel prophezeit worden war und was Jesus im Verhör vor Kaiphas angekündigt hatte: Eines Tages wird er wiederkehren «mit den Wolken».

  1. Summer of Agape-Love: Pfingsten und die Folgen

Sie sehen nicht nur Jesus in einem völlig neuen Licht, sondern die gesamte jüdische Tradition. Sie fangen an, die biblischen Schriften rückwärts zu lesen – nämlich von Jesus aus. Plötzlich bekommen die prophetischen Schriften, aber auch die Tora einen völlig neuen Sinn.

Die Analogie zu dem, was nun die Jünger erleben, ist eindeutig. Auf die Befreiung von den alten Lasten am Karfreitag folgt nun die Einsetzung des neuen Bundes mit Gott, gleichzeitig der Beginn der missionarischen Ernte.

Mit Waffen der Liebe sollen die Jünger die Welt erobern.

Mit der Kraft des Heiligen Geistes wird der Kultur-Clash überwunden, das babylonische Sprachengewirr, das laut Bibel eine Folge von Selbstbezogenheit und Gottlosigkeit ist.

Alle Menschen müssten Jesus nun als oberste Autorität anerkennen, sich innerlich neu ausrichten, sich taufen lassen und den Heiligen Geist empfangen. Das sei die einzige Chance, gerettet zu werden.

«Ekklesia» – ein neues Gottesvolk.

Die Entsühnungszeremonie – der «Sündenbock» – war seit dem Tod Jesu schlichtweg überflüssig.

Die Jesus-Nachfolger praktizieren deshalb ganz eigene Rituale – eines nur einmal im Leben und eines regelmäßig: die Taufe und das Liebesmahl.

Noch beten die Gläubigen, ganz wie Jesus es ihnen beigebracht hatte, zum Vater. Doch bald beginnen die ersten von ihnen, auch Jesus anzurufen, ihn um Hilfe zu bitten, ihn zu preisen.

Philippus: «Der leidende Gottesknecht ist Jesus».

Das Reich Gottes sprengt alle bisherigen Grenzen des Zusammenlebens.

  1. Sie nannten sie «Christen»: Die ersten Jahre

Die Urgemeinde macht die schmerzliche Erfahrung, dass auch der Heilige Geist nicht gegen Gier, Lust, Wut und Trägheit immunisiert (Hananias und Saphira). 

«Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.»

Viele Jesus-Anhänger bleiben in Jerusalem. Sie hoffen, dass Jesus hierhin zurückkehren wird. Sie wollen dabei sein, wenn er auf den Wolken herankommt.

  1. Cornelius: Ein Römer bekommt den Heiligen Geist

Sie erfüllen den Auftrag, den Gott Israel gegeben hatte: das göttliche Heil in die Welt zu tragen.

Einige von ihnen reisten bis ins heutige Armenien, andere nach Persien und Mesopotamien. Thomas soll mit einem römischen Handelsschiff bis an die südostindische Küste gesegelt sein und dort eine Gemeinde gegründet haben.

Gott lässt Petrus wissen, dass die Speisevorschriften der Vergangenheit angehören. 

Man muss also nicht erst Jude werden, um Jesus-Nachfolger zu sein.

  1. Vom Hasser zum Heiligen: Der dreizehnte Apostel

Ganz intensiv widmet Paulus sich dem Bibelstudium. Er wertet die Tora, die prophetischen Bücher und die übrigen Schriften noch einmal ganz neu im Licht der Jesus-Offenbarung aus. Dabei kommt er zu bahnbrechenden Erkenntnissen, die er in seinen Briefen formulieren wird.

Nachdem er den christlichen Glauben verinnerlicht hat, lernt Paulus, dass der Glaube keine ethnischen und kulturellen Schranken kennt, auch nicht zwischen Juden und Nicht-Juden. Wie Petrus begreift er: Der Heilige Geist erfüllt auch Männer, die nicht beschnitten sind. Und auch Christen, die am Sabbat arbeiten müssen, sind vollwertige Gemeindemitglieder

  1. Weichenstellung in Jerusalem: Der Beschneidungsgipfel

Dass aus einer jüdischen Religion, einer der exklusivsten überhaupt, eine für ihre Inklusivität berühmte Glaubensgemeinschaft hervorgeht, ist keinesfalls ausgemacht.

In den folgenden Jahrzehnten verlieren die Speisebestimmungen an Bedeutung. Dafür bleibt das kategorische Verbot von ausserehelichem Sex als markantes und sichtbares Unterscheidungsmerkmal zwischen Christen und Nicht-Christen bestehen.

  1. Ärger in Rom: Christen werden Stadtgespräch

Wohin sie auch kommen, sorgen die Christen bei den einen für Begeisterung, bei den anderen für Ablehnung oder so gar gewalttätigen Widerstand.

  1. Ein Mann geht Gottes Weg: Die Missionsreisen des Paulus

Sämtliche der Paulus-Briefe beeindrucken durch die Leidenschaft, die aus ihnen spricht, durch das breite Wissen, das sich hinter den Ausführungen verbirgt, durch das schriftstellerische Können. Paulus kennt sich aus in der Welt. Er zieht Vergleiche zu Sportveranstaltungen, geht auf philosophische Debatten ein, erweist sich als begna- deter Psychologe: «Leid macht geduldig, Geduld macht glaubensstärker, Glaube stärkt Hoffnung», schreibt er den römischen Christen und sagt damit in wenigen Worten mehr als manche stoische Gelehrte in ganzen Büchern.

Ihr seid zur Freiheit berufen, lässt Paulus die Galater wissen und umreisst damit ein Kernanliegen des Evangeliums.

Ganz im Sinn der Bergpredigt engagiert sich Paulus für die «Schwachen» und akzeptiert sie als vollwertige Mitglieder der christlichen Gemeinde.

Vom entlaufenen Sklaven zum Bischof – solche Lebensläufe waren eben nur im Reich Gottes möglich.

Unter Nero werden Paulus und Gallio (Gouverneur; Bruder von Seneca) fast zeitgleich, wenn auch für ganz andere Vergehen, zum Tode verurteilt werden.

Die Christen in Ephesus ermutigt Paulus in einem Brief mit der Zusicherung, dass sie Teil eines Tempels sind, der viel grösser ist als das Artemis-Heiligtum.

Gottes Geist selbst gibt uns die innere Gewissheit, dass wir Gottes Kinder sind. 

Wer Christ geworden ist, sagt Paulus, kann mitleidig auf den ganzen Kaiserpalast hinuntergucken.

Paulus will in Jerusalem ein Herzensprojekt zum Abschluss bringen. Seit vielen Jahren ist er als Fundraiser für Jerusalem tätig gewesen.

Paulus verlangt, vom Kaiser persönlich vernommen zu werden. Er rechnet sich gute Chancen aus. Der junge Kaiser Nero gilt damals noch als Vorzeige-Herrscher.

Paulus spricht über die zwei Themen, auf die Felix und Drusilla geradezu allergisch reagieren: soziale Gerechtigkeit und sexuelle Enthaltsamkeit. Er interessiert sich eben für das, was sein Publikum braucht, nicht dafür, was es will.

Doch Paulus spricht nicht über Liebe, Sex und Geld. Ausführlich erklärt er Festus, Agrippa und Berenike den göttlichen Heilsplan und dessen Erfüllung in Jesus.

Agrippa lacht nervös: «Es fehlt nicht viel, und du überredest mich, Christ zu werden.»
«Genau dafür bete ich zu Gott.»

Der Start der Nero-Herrschaft war verheissungsvoll. Der junge Kaiser gab sich alle Mühe, die Fehler seiner Vorgänger nicht zu machen, sondern durch eine menschenfreundliche Regentschaft die Herzen des Volks zu erobern.

Kein Wunder, dass Paulus und die anderen Christen mit Optimismus in die Zukunft blickten. Ihnen gefiel auch, dass sich der Stoizismus als neue Leit-Philosophie gegen den Epikureismus durchsetzte. 

Im Jahr 59 unternahm Nero etwas bis dahin Unerhörtes. Er liess seine Mutter Agrippina umbringen. Wenige Jahre später würden die Christen zu Opfern seiner sadistischen Grausamkeit werden.

  1. Von Biografien und Briefen: Das Neue Testament entsteht

Das Neue Testament ist für ein internationales Publikum verfasst, passend zum Neuen Bund, den Gott allen Menschen weltweit anbietet.

Die damalige Kultur war von mündlicher Kommunikation geprägt. Und schliesslich lebten ja noch genug Menschen, die Jesus persönlich gekannt hatten, allen voran Jünger wie Petrus und Johannes.

Die Annahme, bei den Menschen des ersten Jahrhunderts wären die Grenzen zwischen Fakten und Fiktion fliessend gewesen, ist eine moderne Unterstellung. «Wir haben nicht irgendwelche klugen Geschichten erfunden», betont der Verfasser des Zweiten Petrusbriefs, «mit unseren eigenen Augen haben wir seine Herrlichkeit gesehen.»

Fest steht: Am Anfang des 2. Jahrhunderts hat sich unter den Christen herumgesprochen, dass es vier unterschiedliche Berichte gibt. Für das Jahr 125 existiert sogar ein erster archäologischer Beweis, ein Schriftfetzen aus dem Johannes-Evangelium. Da sind «Die Vier» aber schon viele Jahrzehnte im Umlauf.

Markus referiert nicht einfach nur in chronologischer Reihenfolge Jesu Lebensstationen. Er wählt die wichtigsten Ereignisse aus und strukturiert sie so, dass sie die zwei wichtigsten Wesenszüge des Erlösers zeigen: seine Göttlichkeit und seine Barmherzigkeit.

Das Johannes-Evangelium ist weniger biografisch angelegt als die anderen drei und auch nicht chronologisch aufgebaut. Der Autor strukturiert die Ereignisse thematisch und benutzt sie, um geistige Einsichten zu transportieren. Johannes betont, dass Jesus nicht nur der Mittelpunkt der jüdischen Geschichte ist, sondern der Weltgeschichte, dass er die Welt nicht nur erlöst, sondern sie mit erschaffen hat, dass er der personifizierte «Logos» ist. 

Es geht Johannes aber nicht nur darum, die Göttlichkeit Jesu herauszustellen, sondern deren Wesen zu beschreiben. Kein anderer Evangelist schreibt so viel von der Liebe Gottes, die sich in Jesus ausdrückt, und nirgendwo besser zusammengefasst als im Kapitel 3 Vers 16, der biblischen «Weltformel»: «So sehr hat Gott die Menschen geliebt…»

Am Ende des ersten Jahrhunderts ist die biblische Schriftensammlung vollständig.

  1. Vereine wie keine: Die ersten Gemeinden

Der Mehrwert der christlichen Gemeinschaft lag eben genau darin: der Gemeinschaft. Die Christen kamen und blieben zusammen, weil ihre Netzwerke besonders solidarisch waren und überdurchschnittlich viel soziale Wärme nach innen und aussen produzierten. Christen kümmerten sich umeinander. Gastfreundschaft wurde grossgeschrieben, die Spendenbereitschaft gegenüber Bedürftigen ständig angemahnt.

Die Christen bildeten Gemeinschaften, die gleichzeitig inklusiv und exklusiv waren. 

Die Taufe war eine Art geistliche Hochzeit, der Anfang einer auf Verbindlichkeit angelegten Beziehung.

Zum christlichen Alltag gehörte die Teilnahme am Abendmahl. Es begann mit einer Mahlzeit, auf die Gebete und Lobgesänge folgten. Danach wurden die Abendmahlsworte wiederholt, die Jesus gesprochen hatte. Danach sassen die Christen zusammen und unterhielten sich. Bei den Lobgesängen handelte es sich um Psalmen. Aber es kamen auch neue Dichtungen hinzu. 

Lektüre war eine öffentliche Angelegenheit. Jemand las vor. Andere hörten zu. Dann redete man darüber.

Herren und Sklaven begegnen sich als gleichwertige Glaubensgeschwister. «Ihr seid nicht Gäste und nicht Fremde, ihr seid Mitbürger der Heiligen, ihr seid Gottes Hausgenossen».

Mit der neuen Stellung kamen neue Regeln, von denen vor allem die sexualethischen Normen für Aufsehen sorgten. Das Grundprinzip war so einfach wie radikal: Keine Ehe = kein Sex.

Die meisten Apostel, so bestätigte Paulus, waren verheiratet. Nicht Keuschheit, sondern Treue war deshalb für Paulus das vorrangige Gebot.

Abtreibung? Bei Christen war es anders: Ob Junge oder Mädchen, alle Kinder sollten willkommen sein.

Natürlich blieben die Christen oft hinter den hehren Ansprüchen zurück. Sie sollten Salz und Licht sein, aber ihre tatsächliche Würze und Leuchtkraft hielt sich oft in Grenzen. 

«Gott nahm sich der Schwachen dieser Welt an, um die Starken zu demütigen. Wer von Menschen gering- schätzig behandelt, ja verachtet wird, wer bei ihnen nichts zählt, den will Gott für sich haben.»

  1. Priscilla, Junia, Phöbe, Lydia: Neue Frauen braucht die Welt – viel Spekulation!

Viele der Frauen, die in der Urkirche mitarbeiten, sind Singles oder Witwen. Die junge Jesus-Bewegung gibt alleinstehenden Frauen Entfaltungsspielräume, die sie anderswo nicht haben. Die Urkirche bekommt dadurch eine kreative Ressource, die in der antiken Welt meist ungenutzt bleibt.

Die Apostel waren Frauenförderer. Aber sie handelten auch pragmatisch. Nicht Gruppeninteressen standen auf ihrer Agenda, sondern die Ausbreitung des Evangeliums. Deshalb musste einem Eindruck entgegengewirkt werden, der angesichts des zwanglosen Verhältnisses der Geschlechter leicht entstand: dass Christen beim Abendmahl Orgien feierten, dass hysterische Frauen den Ton angaben, dass Männer respektlos behandelt würden.

Paulus forderte von den Männern eine Einstellung, deren Radikalität auch im 21. Jahrhundert noch den Atem raubt: «Liebt eure Frauen, so wie Christus seine Gemeinde liebt.» Und: «Liebt eure Frauen wie euch selbst!» Ehefrauenliebe als Gottes- und Selbstliebe. Maximale Zuwendung also.

In den weit überwiegenden Fällen werden Frauen im Neuen Testament positiv dargestellt.

Plinius lässt zwei Sklavinnen, die als Diakoninnen in der Gemeinde arbeiten, foltern. Er will von ihnen wissen, was für Scheusslichkeiten die Christen bei ihren Zusammenkünften verüben. Ob sie tatsächlich, wie gemunkelt wird, Sexorgien feiern, Kinder essen, magische Rituale verrichten.

Doch was die beiden Christinnen ihm unter grössten Qualen gestehen, lässt Plinius nur noch ratloser zurück: «Sie behaupteten, ihre ganze Schuld, oder ihr ganzer Irrtum, habe darin bestanden, dass sie sich an einem bestimmten Tage vor Sonnenaufgang zu versammeln pflegten, Christus zu Ehren wie einem Gott, im Wechsel- gesang ein Lied anstimmten und sich eidlich nicht etwa zu einem Verbrechen verpflichteten, sondern keinen Diebstahl, keinen Raub, keinen Ehebruch zu begehen, kein gegebenes Wort zu brechen, kein anvertrautes Gut, wenn es zurückgefordert wird, abzuleugnen. Darauf seien sie in der Regel auseinandergegangen und wieder zusammengekommen, um ein Mahl einzunehmen, das jedoch ganz gewöhnlich und harmlos war.»

Vor die Wahl gestellt, ob sie Rom und ihr Leben wollen oder Jesus und den Tod, wählen sie Jesus.

  1. Das Ende vom Anfang: Das Massaker von Rom und die Zerstörung von Jerusalem

Für den verheerenden Brand in Rom gibt Kaiser Nero den Christen die Schuld. Etwa zweihundert – ungefähr so viele Christen gab es damals in Rom –  werden gefoltert, zum Tode verurteilt. Auf Brandstiftung steht die Verbrennung bei lebendigem Leib. Bald darauf werden auch Paulus und Petrus zum Tode verurteilt.

Die Römer durchziehen Galiläa. Viele der dortigen Menschen fliehen nach Jerusalem. Sie bemerken, dass ihnen viele Landsleute entgegenkommen. Es sind Christen, die sich an die Worte von Jesus erinnern. Er hatte ihnen geraten, schleunigst das Weite zu suchen, wenn sie rund um Jerusalem Kampfgeschrei hören.

Eine Frau tötet und isst ihr Kind. Die grauenhafte Tat spricht sich in Jerusalem herum. Fromme Juden erinnert das an eine Drohung aus dem 5. Buch Mose. «Wenn ihr nicht auf Gott hört, dann wird euch sein Fluch treffen», hatte Mose den Israeliten gesagt, bevor sie ins Gelobte Land einzogen: «Ein Volk vom Ende der Welt, dessen Sprache ihr nicht versteht, wird er über euch herfallen lassen. Wie ein Adler wird es sich auf euch stürzen und kein Erbar- men kennen. Es wird eure Mauern bestürmen, bis sie einstürzen. Keine einzige Ortschaft werden sie in Frieden lassen. In euren eingeschlossenen Städten wird die Not so gross sein, dass ihr vor Hunger eure eigenen Söhne und Töchter essen werdet.»

Anfang August des Jahres 70 gibt Titus den Befehl, die Innenstadt und den Tempelbezirk von Jerusalem zu stürmen. Was folgt, ist eines der schrecklichsten Massaker aller Zeiten. Josephus beziffert die Anzahl der Toten mit einer Million. Realistischer ist eine Zahl von etwas über hunderttausend Toten. Der Tempel wird geplündert und brennt anschliessend ab. Übrig bleibt nur die Westmauer: die heutige Klagemauer. Das Zentrum der antiken jüdischen Welt ist verschwunden.

Einige der Zeloten haben sich vorher in die von Herodes gebaute Festung Masada flüchten können, hoch über dem Toten Meer. Etwa tausend Juden halten der römischen Belagerung drei Jahre lang stand. Statt sich zu ergeben, bringen sie sich lieber gegenseitig um.

Für jüdische, aber auch für christliche Zeitgenossen muss der Gesamteindruck verheerend gewesen sein. Eine Welt war untergegangen. Aber weder war für die Juden der Messias erschienen, noch für Christen der Heiland wie erhofft zurückgekehrt.

Fragen zur Diskussion

1. (1) Die neue Schöpfung beginnt mit Jesus

2. (2) Mit Waffen der Liebe sollen die Jünger die Welt erobern.

3. (4) Man muss also nicht erst Jude werden, um Jesus-Nachfolger zu sein.

4. (8) Soziale Gerechtigkeit und sexuelle Enthaltsamkeit werden grossgeschrieben.

5. (10) Der Mehrwert der christlichen Gemeinschaft lag eben genau darin: in der Gemeinschaft.

6. (11) Die junge Jesus-Bewegung gibt alleinstehenden Frauen unerwartete Entfaltungsspielräume.

7. (11) Vor die Wahl gestellt, ob sie Rom und ihr Leben wollen oder Jesus und den Tod, wählen sie Jesus.

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