Jesus – eine Weltgeschichte XI

Das Imperium schlägt zurück

Viele angesehene Christen hatten grosse Makel. ‘Nobody’s perfect, ausser Jesus.’

  1. Realitätscheck: Das Buch der Enthüllung

Jesus offenbart die überirdische Wirklichkeit hinter der irdischen Realität.

Seid standhaft in der Not und gewiss, dass Gott den Sieg behält. Die Niederlage des Bösen ist zwar besiegelt, seine Macht aber noch nicht gebannt.

  1. Verfolgung: Treu bis in den Tod

Wahre Liebe ist nun einmal bereit, den grössten Preis zu zahlen.

Christen riefen nicht zum Umsturz auf und forderten auch keine radikale Veränderung der gesellschaftlichen Ordnung.

«Diese Elenden reden sich selbst ein, dass sie unsterblich sind und ewig leben werden. Deshalb haben die meisten von ihnen auch keine Angst vor dem Tod.»

Weil aber Denkertypen dazu neigen, abzulehnen, was sie nicht verstehen, war der Widerstand der kulturellen Elite gegen das Christentum fast zwangsläufig.

Die zwei zentralen Einwände, die Celsus (180) gegen den christlichen Glauben vorbringt, gehören bis heute zum Standardrepertoire Kirchengegnern: Erstens ist Jesus nicht auferstanden, ist nicht von einer Jungfrau geboren worden, hat auch keine besonders spektakulären Wunder vollbracht, und deshalb ist er zweitens nicht Gott.

Treue christliche Märtyrer und brutale Verfolger (Kaiser, Kommunisten, Islamischer Staat).

  1. Verführung: Falsche Lehren, fragwürdige Entwicklungen

Gnostiker, Arianismus (Mohammed, Unitarier, Darwin), Heiligen- und Marienkult, Jenseitsmanie (Hölle, Fegefeuer), Allversöhnung, Annihilationismus. Barth, Calvin, Milton.

  1. Beim Schwerte des Propheten: Der lange Untergang der orientalischen Christenheit

800: 60’000’000 Muslime. Im Vergleich zum Islam wirkte die Christenheit älter, kraftloser, leidenschaftsloser. Vieles von der islamischen Überlieferung ist aber sehr fraglich.

Johannes von Damaskus: In “Die Quelle der Weisheit”, schreibt er Anfang des 8. Jh. über die falsche Lehre der ‘Haragenen’ (Muslime). Araber sahen ihre Religion als Gottesoffenbarung 3.0.

«Goldene Jahre des Islam»: Viele der bedeutendsten Wissenschaftler und Künstler der damaligen Zeit waren Christen, Juden oder Zarathustra-Anhänger.

Im 11. Jahrhundert ging die kulturelle Blütezeit des Islam allmählich zu Ende. Sunnitisch-schiitische Schisma. Scharia.

1095: Anfang der Kreuzzüge. 1894-1924: Genozid der Armenier.

  1. Sie küssten und schlugen sich: Christen und Gewalt

Augustinus: gerechter Krieg. Karl der Grosse: ‘Heiliges Römische Reich’.

Dass heute noch so viel über Kreuzzüge geredet und geschrieben wird, liegt weder an Muslimen noch an Christen, son- dern am obsessiven Bemühen vermeintlicher «Aufklärer», die mittelalterliche Christenheit kollektiv zu kriminalisieren.

1452: Papst Nikolaus V gibt seinen Segen zum Sklavenhandel. Die Mitschuld von Christen daran, dass in den folgen- den Jahrhunderten etwa zehn Millionen Afrikaner dieses Schicksal erlitten, wird auch nicht dadurch gemindert, dass der Sklavenhandel im islamischen Kulturkreis noch weitaus intensiver betrieben wurde.

Mission durch Druck, Zwang, Gewalt? Vertreibung der Verstockten? Inakzeptabel, wenn es nach Jesus geht. Allerdings hielten sich Christen nicht immer an die Worte des Messias. Papst Gregor der Grosse: Zwangsbekehrungen. Inquisition gegen Ketzer (Waldenser, Jan Hus). 1400-1800: Hexenparanoia.

1572: Bartholomäusnacht gegen Hugenotten. 1618-48: Dreissigjähriger Krieg. Papst Urban VIII gegen Galileo Galilei.

  1. Das Evangelium nach Machiavelli: Die Kirche und das Gift der Macht

Mit Macht kann der am besten umgehen, der sie nie angestrebt hat.

1145: Bernhard von Clairvaux wird Papst Eugen III. Ein Christ ‘solle sich von seiner Machtfülle nicht verführen lassen’. Im Mittelalter und der frühen Neuzeit waren viele Päpste weit entfernt davon, ihren Machtwillen zu zügeln. In letzter Zeit haben sich Johannes Paul II, Benedikt XVI und Franziskus die Mahnungen von Bernhard zu Herzen genommen. 

Papst Julius II baute den Petersdom, finanziert durch einen besonderen Ablass. Michelangelo, Erasmus kritisieren ihn. Martin Luther: Reformation. Machiavelli: nihilistisches Machtstreben.

Die Verweltlichung des Papsttums war kein Unfall, sondern zwangsläufig. Menschliche Systeme haben nun einmal die Neigung, sich zum Selbstzweck zu machen. 

Während manche katholischen Kirchenfürsten sich zu viel Spass erlaubt hatten, gönnten Pietisten und Puritaner sich und ihren Gemeindeschäfchen zu wenig davon.

  1. Saubermänner: Die Vertreibung der Freude

Freudlosigkeit, Unterhaltungsskepsis (200: Tertullian, Clemens, Cyprian). Weltabkehr. Die Vorstellung, dass die guten Dinge des Lebens auf geistiger Ebene stattfanden, kam eher aus der griechischen Philosophie. Askese. 

4. Jh. Hieronymus: Vulgata: ‘Metanoia’ (Umkehr) → ‘Paenitentia’ (Reue, Busse). Augustinus: sexuelle Lust = Sünde. Thomas von Aquin sah an sexuellen Freuden nichts Problematisches.

Reformation: Wirtshäuser geschlossen; Weihnachtsfest, Kartenspiele, Tanzen verboten. Puritaner: Todesstrafe bei Ehebruch. August Hermann Francke: Schulen gegründet; natürliche Eigenwille gebrochen.

Mitte 18. Jh.: ‘Aufklärer’ gegen freudlose Christen. Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Friedrich Engels kritisierten Buch- stabengläubigkeit. «Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass ich an ihren Erlöser glauben lerne. Erlöster müssten mir ihre Jünger aussehen», lässt Friedrich Nietzsche sein Alter Ego, den Propheten Zarathustra, sagen.

Vielleicht wäre die deutsche Geistesgeschichte anders verlaufen, wenn fromme Christen sich nicht nur beim Beten und Helfen, sondern auch beim Feiern ein Beispiel an Jesus genommen hätten.

  1. Ratiomanie: Die Vergötzung der Vernunft

360: Julian hinterliess eine antichristliche Kampfschrift, «Gegen die Galiläer»: Schöpfung in sieben Tagen; Schlange, die spricht; Absolutheitsanspruch des jüdischen Gottes; Göttlichkeit Jesu angesichts seiner Kreuzigung – absurd.

Aufklärungszeit: Francis Bacon sieht Gründe für Atheismus: “religiöser Zwist”, Gier und Unmoral in Kirche, Wohlstand. Er führt zum Verlust der Menschlichkeit. John Bunyan sieht in “Pilgerreise” einen 4. Grund: Desillusionierung.

Arthur Schopenhauer: Glaubensskepsis. Baruch de Spinoza: vernunft-basierte Religion. Voltaire, JJ Rousseau, David Hume leugneten die Existenz Gottes nicht, meinten aber, Menschen sollten nicht auf die göttliche Gnade hoffen, sondern ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen.

Friedrich der Grosse, Goethe, Schiller verspotteten das Evangelium. Immanuel Kant: «Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner Unmündigkeit» ⇒ Französische Revolution. Thomas Paine, Napoleon lehnten Evangelium ab.

Adam Smith, Hegel, Karl Marx, Charles Darwin, Thomas Huxley, Sigmund Freud, Thomas Hardy: Agnostiker. Gott war nur noch etwas für Gestrige.

  1. Mensch Jesus: Der Streit um die Bibel

Die radikalen Aufklärer lebten in der Illusion, sich wie die unterirdischen Menschen im Höhlengleichnis von Platon allmählich dem Licht entgegenzuarbeiten. Tatsächlich bohrten sie nur tiefere Schächte.

Friedrich Schleiermacher: «Ich kann nicht glauben, dass der wahre Gott war, der sich selbst nur Menschensohn nannte; dass sein Tod eine stellvertretende Versöhnung war, weil er es selbst nie ausdrücklich gesagt hat. Gott kann Menschen, die er nicht zur Vollkommenheit geschaffen hat, unmöglich darum ewig strafen wollen, weil sie nicht vollkommen sind … Den Weltgeist zu lieben und freudig seinem Wirken zuzuschauen, das ist das Ziel unserer Religion.»

Karl Barth, Ludwig Feuerbach, Dostojewski, Leo Tolstoi, Thomas Jefferson, Stalin: Eliminiert wurde alles, was den Naturgesetzen und allgemeinen Erfahrungen zu widersprechen schien.

Albert Schweitzer: Jesus war fixiert auf das nahende Weltende, sein Kreuzestod vergeblich, sein Vermächtnis auf einen Impuls zum freundlichen Miteinander reduziert.

Im Jahr 1914 waren es gerade führende Theologen und Philosophen, die den Krieg begrüssten. Rudolf Bultmann: “Innere Freiheit”, “Primitiv-Naturalismus”, “Entmythologisierung”. Seine kraftlose Kanzelreden sind der beste Beweis dafür, dass diese Freiheit nicht möglich ist, wenn man sich nicht auch von den Denkvorgaben der Welt befreit.

Simone Weil: «Die Irrtümer unserer Zeit resultieren aus einem Christentum ohne das Übernatürliche» (1942).

1854: Marias unbefleckte Empfängnis; 1870: Päpstliche Unfehlbarkeit; 1954 Maria Himmelfahrt.

Zum Quasi-Dogma pietistischer bzw. evangelikaler Protestanten wurde die Lehre von der biblischen Irrtumslosigkeit. (Martin Luther, James Ussher)

Die Bibel führt zwar zu Jesus, kann aber nur über die persönliche Begegnung mit Jesus richtig verstanden werden. 

Dietrich Bonhoeffer, kein Anhänger der Irrtumslosigkeits-Hypothese, war ein zutiefst bibelgläubiger Mensch: «Wie wir das Wort eines Menschen, den wir liebhaben, nicht erfassen, indem wir es zuerst zergliedern, sondern es einfach von uns hingenommen wird und wie es dann tagelang in uns nachklingt, so wollen wir mit dem Wort der Bibel umgehen.»

  1. Tu, was du willst, sei das Gesetz: Der Triumph des Hedonismus

Letzte 200 Jahre: Weniger Jesus-Nachfolge, mehr Lustprinzip. Marquis de Sade, Friedrich Nietzsche («Gott ist tot», Übermenschen), Aleister Crowley («Tu, was du willst.»), Richard Wagner, John Lennon & Beatles, Mick Jagger.

Die Kosten des Ich-Kults: massenhafte Scheidungen und Abtreibungen, Aids und andere Geschlechtskrankheiten, Bevölkerungsrückgang und Überalterung, Vereinsamung weiter Bevölkerungskreise, psychische Langzeitschäden.

  1. Unheil Hitler: Aufstand gegen Gott

Hitler: “Die letzte grosse Aufgabe unserer Zeit ist dann darin zu sehen, das Kirchenproblem noch zu klären.”

  1. Gelt, Sophie: Jesus! Widerstand in Jesu Namen

In gewisser Weise enthalten diese vier Wörter «Jesus – aber du auch» das ganze Evangelium von dem Gott, der unser Blickfeld für die Mitmenschen öffnet.

Das Licht scheint am hellsten in der Dunkelheit: T.S. Eliot; Dietrich Bonhoeffer und die Bekennende Kirche; C.S. Lewis («Wir erzeugen Menschen ohne Brustkorb und erwarten von ihnen Tugend und Mut. Wir machen uns über Ehre lustig und reagieren erschrocken, wenn wir in unserer Mitte Verräter finden.» – The Abolition of Man); Mutter Teresa; Corrie ten Boom; Eric Liddell.

Fragen/Bemerkungen zur Diskussion

Viele grosse Denker haben die Welt stark beeinflusst, aber unbiblische Weltansichten führen zwingend zu widrigen Zuständen (zB Französische Revolution, Weltkriege).

Es gab immer wieder gläubige Menschen, die trotz Spott Gott treu geblieben sind, viel Gutes geleistet und sich bewährt haben.

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