Bittere Feindschaft und versteckte Motive

Wo der Wolf lauert von Ayelet Gundar-Goshen

Eine komplexe Erzählung, meisterhaft geschrieben, die sich mit rassistischen Auseinandersetzungen und Wirtschaftsspionage beschäftigt.

Die Autorin weiss, worüber sie schreibt. Als Israelin, die eine Zeit lang mit ihrer Familie in Kalifornien lebte, kennt sie den lauernden Antisemitismus, der jederzeit in Feindseligkeit oder Gewalt ausbrechen kann.

Nachdem eine junge Frau beim Neujahrsfest in einer Synagoge erstochen wird, bietet Uri, ein ehemaliger Mossad-Agent, Selbstverteidigungskurse für Jugendliche Juden an. Adam Shuster, der introvertierte, sechzehnjähriger Sohn einer reichen Familie, hat zuerst keine Interesse daran. Seine Mutter, Lilach, überredet ihn zu gehen und bald ist er kaum noch fernzuhalten. Dabei gewinnt er neue Freunde und ist Uri bald leidenschaftlich zugetan.

Wegen seiner hohen Schulden darf Uri das Land nicht verlassen und kann daher nicht zu seiner Familie nach Israel ausreisen. Adams Vater verschafft dem neuen Freund seines Sohnes einen guten Job in der Firma, in der er an geheimen IT-Projekten für das Pentagon arbeitet.

Dann passiert es: Ein junger, schwarzer Moslem, der nie Drogen genommen hatte, bricht bei einer Party zusammen und stirbt. Die Autopsie ergibt eine Überdosis Methamphetamin. Hat jemand ihm etwas in sein Getränk getan?

Böse Gerüchte und Graffiti beschuldigen Adam. Da sein Vater oft geschäftlich unterwegs ist, bietet Uri Adam und Lilach an, sie vor den Drohungen der Nation of Islam zu schützen. Ein Stein fliegt durch ihr Fenster. Adams geliebter Rettungshund Kelev wird brutal getötet. Uri verbringt die Nacht im Haus der Shusters – mit dramatischen Folgen.

Das Buch ist sehr anschaulich geschrieben. Verwirrende Ereignisse überraschen den Leser immer wieder. Auch Einblicke in Lilachs turbulentes Gefühlsleben, gedeutet durch frühere dramatische Erlebnisse, werden sehr realistisch geschildert.

Hier noch ein paar Leckerbissen zur Veranschaulichung des farbenfrohen Schreibstils von Gundar-Goshen:

  • Adam betrachtete dieses Nicken mit derselben Ehrfurcht, mit der man eine Sonnenfinsternis beobachtet.
  • Die Wolken im Himmel hingen tief, weiss und riesig wie ein trächtiges Tier, das gleich Junge wirft.
  • Ich schwieg. Er tat es mir gleich.

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