Zwei Abenteuer sind in diesem Roman zu finden: ein kaum zu glaubender Überlebenskampf auf einer eisigen unbewohnten Insel im Südatlantik und die Seelenreise der sich selbst suchenden Hauptdarstellerin, Louise. Dazwischen noch ein Abstecher in die Sehnsüchte und das Unbehagen des etwas leichtlebigen Ludovic, als er verzweifelt versucht das vorbeifahrende Kreuzfahrtschiff einzuholen (Seite 88f).
Auffallend ist die intime Perspektive der Louise, so dass man sich immer wieder fragt, warum in der Drittperson geschrieben wird, statt in der Ich-Form, so persönlich und lebendig werden ihre Gedanken und Taten dargestellt.
Die täglichen Bemühungen, Essen zu finden und sich warm zu halten in jener kargen Eiswelt sind glaubhaft dargelegt, wie auch die immer wieder auftauchenden Meinungsverschiedenheiten zwischen Louise und Ludovic, die sich zu Tätlichkeiten entwickeln drohen.
Noch lebhafter werden die persönlichen Spannungen, die Louise nach ihrer Rückkehr nach Europa zu bewältigen versucht. Wie soll sie ihren fassungslosen Familienangehörigen begegnen? Ihr Vater behauptet, »Und dabei hatte ich noch gesagt, dass diese Reise keine gute Sache ist.« Am liebsten hätte sie ihm ins Gesicht geschrieen: Doch! Vielleicht ist sie schlecht ausgegangen, aber ich hatte noch nie zuvor etwas so Grossartiges, so Intensives erlebt (Seite 181). Noch schlimmer ist die Herausforderung, ihre Schwiegermutter anzurufen.
Wer ist sie in Wirklichkeit? Ist sie wieder die Buchhalterin von damals oder vielleicht ein Medienstar? Sind der Knüller-schmeckende Journalist Pierre-Yves und die mütterliche Pressesprecherin Alice wirklich Freunde oder wollen sie sie für ihren persönlichen Gewinn ausnützen?
Die einzige Lösung scheint, nochmals zu flüchten.
Das Buch ist durchaus spannend und sehr gut geschrieben.