Jesus – eine Weltgeschichte von Markus Spieker

Dies ist ein mächtiges Buch – in jedem Sinne des Wortes. Es ist meisterhaft recherchiert, mit vielen Beispielen untermauert und trotzdem sehr gut lesbar. Sehr empfehlenswert – trotz seiner Länge.

Von der frühen Antike über das Judentum und die grossen Weltreiche der Griechen und Römer mit ihren Glaubensvorstellungen und philosophischen Ansichten, führt Spieker dann in das Zeitalter des christlichen Glaubens. Durch Höhen und Tiefen, mit Hinweisen auf feindliche und freundliche Denker und Machtsucher, zeigt der Autor, wie die Anhänger Jesu meist sehr positive Auswirkungen auf die gesellschaftliche Entwicklung und das Weltgeschehen bewirkten.

Der Weg Jesu wird als der plausibelste und überzeugendste Weg dargestellt, und die Christen als die freiesten aller Menschen aufgrund ihrer Hoffnung auf eine vollkommene Ewigkeit.

Das Buch ist in drei Teilen strukturiert:

  1. Schöpfer
  2. Retter
  3. Freund und Helfer.

Für jedes der zwölf Hauptkapitel – mit je zwölf Unterkapiteln – gibt es hier einen Link zu einer Seite mit wichtigen Zitaten und z.T. auch kurzen Anmerkungen.

Erster Teil: Schöpfer

I. Auf der Suche nach dem verborgenen Gott

Zu allen Zeiten waren die Menschen von der Existenz einer höheren, nicht-physikalischen Dimension überzeugt und haben nach einem übergeordneten Sinn des Lebens gesucht. Es gab verschiedene Vorstellungen von einer Götterwelt, wobei man sich darüber im Klaren war, dass wir diese andere Welt nicht selbst begreifen können; wir können nur Vermutungen darüber anstellen.

  • Ist der Kosmos aus Zufall oder Plan entstanden?
  • Sind die Götter an der Menschheit interessiert?
  • Greifen sie in die Angelegenheiten dieser Welt ein?
  • Gibt es für uns Menschen absolute, gottgegebene moralische Werte oder nicht?

Platon kam am nächsten zur christlichen Wahrheit. Der Glaube an einen guten Schöpfer verpflichtet uns zu moralisch gutem Verhalten. Gott ist fern und alles Irdische bös und vergänglich; nur die Seele ist unsterblich und hat wirklich Wert. Irdisches Betragen hat aber ewige Konsequenzen bei einem jenseitigen Gericht.

II. Der Meisterplan

Es gibt wenige Hinweise im AT über ein ewiges Leben oder eine Vergeltung im Jenseits.

Bei den Propheten lernen wir, dass im Zentrum des Bundes zwischen JHWH und seinem Volk nicht Regeln und deren Erfüllung stehen, sondern eine Herzenshaltung, die für das Verhältnis zwischen Gott und Menschen existentiell ist: Liebe.

Wir sehen eine wachsende Erwartung eines Erlösers. Dass er aber als sterbender Schwächling hierherkommt, kann niemand sich vorstellen.

III. Welt am Nullpunkt

Pax Romana? Viele der römischen Erfindungen werden die schnelle Ausbreitung des Christentums begünstigen. Aber brutale, perverse Regime mit viel Macht scheinen die Oberhand zu gewinnen.

Heidnische Philosophen, wie Vergil, haben eine klare Vorstellung, wie der Erlöser sein sollte – eine erstaunliche Voraussagung über den kommenden Jesus.

Cicero: «Es ist wegen unserer Frömmigkeit und Religiosität …, dass wir Römer mächtiger als alle anderen Länder und Völker geworden sind.»

Lässt Gott die unzähligen Menschen der vorchristlichen Zeit in der Finsternis leben und sterben?

IV.  Das Licht geht auf

Heidnische Autoren und kosmische Ereignisse geben Hinweise auf Gott. Die Juden um die Zeitenwende scheinen davon überzeugt zu sein, dass die Weltgeschichte kurz vor ihrem Ziel steht. Die Messias-Erwartung in Galiläa ist höchst aktuell, als Jesus auf die Welt kommt.

Bethlehem: Schwere Geburt. Ägypten: Flucht, Exil, Rückkehr. Nazareth: Eine fast normale Kindheit.

Zweiter Teil: Retter

V. Tausend Tage für die Ewigkeit

Viele Zeugen lernen Jesu Vorträge auswendig; seine Wunder graben sich tief in ihr Gedächtnis ein.

Jesus – Kinderfreund, Frauenversteher, Menschenliebhaber, Heiler – erzählt von einem physikalisch nicht definierbaren Raum der Liebe, in dem Gott und Menschen miteinander in Beziehung stehen.

Nichts schätzt Er bei Menschen so sehr wie eine vertrauensvolle Hoffnung. Aber alle Menschen werden von vergangenen Fehlern und angehäufter Schuld blockiert – in der Beziehung zueinander und zu Gott. 

VI. Was Jesus lehrte

Jesus selbst bekräftigt immer wieder: Glaube zeigt sich im Tun. Deshalb ist die ultimative Pointe seiner Botschaft auch nicht eine Doktrin, sondern eine Aktion: Erst der Gang ans Kreuz, dann die Auferstehung.

«Strebt zuallererst nach dem Reich Gottes.» Gott ist ganz nahe und unmittelbar ansprechbar.

Die sieben «Ich-bin-Aussagen» von Jesus. Er bezeichnet sich als: «Brot des Lebens», «Licht der Welt», «Tür» zum ewigen Leben, «Weinstock», «Weg, Wahrheit und das Leben», «Auferstehung und das Leben», «Der gute Hirte». 

Jesus hat eine reine Weste. Er reklamiert für sich göttliche Autorität.

  • Metanoia = Neuausrichtung, nicht Altlastmanagement.
  • Jesus will, dass wir unsere wahre Persönlichkeit entdecken.

Nicht der Zorn über unsere Verfehlungen, sondern die Liebe zu uns hat Jesus auf die Erde gebracht. Er will uns befreien von allem, was uns daran hindert, unsere wahre Persönlichkeit in der gelingenden Gemeinschaft mit Gott und anderen Menschen zu entdecken.

Glaube, der aus Angst resultiert, bleibt steril. Jesus sieht seine vorrangige Aufgabe darin, uns in die offenen Arme des Vaters zu führen, nicht, uns vom Teufel wegzulotsen.

VII. Gegenwind

Es herrscht eine selbstverständliche, lebensbejahende Ordnung. Die Jünger folgen Jesus nicht aus Zwang, sondern aus freiem Antrieb. Im Vordergrund stehen die Interessen der Mitmenschen. Jesus macht sie satt: körperlich, aber auch seelisch. Es gibt keine Opfer, keine Verlierer, nur Gewinner.

Das Reich Gottes umfasst eben nicht nur die horizontale Ebene der Mitmenschlichkeit, sondern auch die vertikale der Gottesfürsorge. In der Agape-Ökonomie tritt Gott in die Vorleistung und setzt den Kreislauf der Liebe in Gang, oft ganz unspektakulär, bei Jesus aber mit übermenschlicher Machtdemonstration.

Im Reich Gottes zählt eben nicht primär das Böse, das man vermeidet, sondern das Gute, das man tut.

Pharisäer, Hohepriester, Römer – sogar seine Nachfolger – zweifeln. Nach fast drei Jahren an der Öffentlichkeit fehlt vom Reich Gottes, wie es die Menschen erwartet haben, jede sichtbare Spur.

VIII. Kreuz und Krone

Rangstreitigkeiten: Die Jünger begreifen immer noch nichts. Wer die Macht hat, nutzt sie rücksichtslos aus. «Aber so darf es bei euch nicht sein. Im Gegenteil: Wer gross sein will, der soll den anderen dienen. Und wer der Erste sein will, der soll sich allen unterordnen.»

Das Abendmahl ist kein trauriger Abschiedssnack, sondern ein Freudenmahl.

Golgatha: Gott rechnet mit sich selbst ab.

Welche Erklärung für den Kreuzestod stimmt: Hat Gott, der Sohn, am Kreuz für unsere Sünden gebüsst? Perfekte Gerechtigkeit hergestellt? Das Böse besiegt? Das Tor zur Ewigkeit aufgestossen? Uns die Grösse seiner Liebe demonstriert? Uns ein Vorbild gegeben, an dem wir uns orientieren sollen? Jesus leidet mit allen Geplagten und erlöst sie zugleich. Ich denke, alle.

Dritter Teil: Freund und Helfer

IX. Eine neue Hoffnung

Die urchristliche Gemeinde entwickelt sich nach dem «Learning by doing»-Prinzip. Es gibt keinen schriftlichen Masterplan, der minutiös abgearbeitet werden muss. Richtschnur ist die Treue zu Jesus und die Liebe zu den Mitmenschen.

Die neue Schöpfung beginnt mit Jesus. Mit Waffen der Liebe sollen die Jünger die Welt erobern.

Man muss nicht erst Jude werden, um Jesus-Nachfolger zu sein.

Soziale Gerechtigkeit und sexuelle Enthaltsamkeit werden grossgeschrieben.

Der Mehrwert der christlichen Gemeinschaft liegt eben in der Gemeinschaft.

Die junge Jesus-Bewegung gibt alleinstehenden Frauen unerwartete Entfaltungsspielräume.

Zwei Diakoninnen werden vor die Wahl gestellt, ob sie Rom und ihr Leben wollen oder Jesus und den Tod. Sie wählen Jesus.

X. Ein drittes Testament

Jesus ist kein Jenseits-Vertröster, sondern ein Diesseits-Veränderer.

Der schlechte Ruf der christlichen Mission ist unberechtigt. Sie hat Bildung, Krankenpflege, Frauenrechte, Demokratie und die Abschaffung der Sklaverei gefördert.

Christen machten nicht alles anders. Aber vieles besser. Die Jesus-Nachfolger pflegten von Anfang an eine Kultur der Mitmenschlichkeit.

Klöster und andere geistliche Kraftwerke. Reformationen und andere Relaunches. Die Moderne: Die Christen waren die Bewahrer und Neuerfinder, nicht die Zerstörer des Abendlandes.

Zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert erlebte Europa eine Wissenschaftsrevolution, die alles bisher Dagewesene in den Schatten stellte. Bei fast allen Forschern und Erfindern, die an dieser Revolution mitwirkten, stand der christliche Glaube im Zentrum ihres Denkens.

Christen waren führend in der Philosophie, in der Naturwissenschaft, in Bildung, in der Literatur, in der bildenden Kunst, in der Musik.

XI. Das Imperium schlägt zurück

Viele angesehene Christen hatten grosse Makel. ‘Nobody’s perfect, ausser Jesus.’

  • Verfolgung.
  • Verführung: Falsche Lehren, fragwürdige Entwicklungen.
  • Islam: Kreuzzüge, Genozid der Armenier.
  • Karl der Grosse: ‘Heiliges Römische Reich’.
  • Machiavelli: Die Kirche und das Gift der Macht.
  • Saubermänner: Die Vertreibung der Freude.
    Vielleicht wäre die deutsche Geistesgeschichte anders verlaufen, wenn fromme Christen sich nicht nur beim Beten und Helfen, sondern auch beim Feiern ein Beispiel an Jesus genommen hätten.
  • Ratiomanie: Die Vergötzung der Vernunft.
  • Mensch Jesus: Der Streit um die Bibel.
    Die Bibel führt zwar zu Jesus, kann aber nur über die persönliche Begegnung mit Jesus richtig verstanden werden.
    Dietrich Bonhoeffer, kein Anhänger der Irrtumslosigkeits-Hypothese, war ein zutiefst bibelgläubiger Mensch: «Wie wir das Wort eines Menschen, den wir liebhaben, nicht erfassen, indem wir es zuerst zergliedern, sondern es einfach von uns hingenommen wird und wie es dann tagelang in uns nachklingt, so wollen wir mit dem Wort der Bibel umgehen.»
  • Der Triumph des Hedonismus
  • Unheil Hitler: Aufstand gegen Gott.
  • Gelt, Sophie: Jesus! Widerstand in Jesu Namen
    Das Licht scheint am hellsten in der Dunkelheit: T.S. Eliot; Dietrich Bonhoeffer und die Bekennende Kirche; C.S. Lewis; Mutter Teresa; Corrie ten Boom; Eric Liddell.

Viele grosse Denker haben die Welt stark beeinflusst, aber unbiblische Weltansichten führen zwingend zu widrigen Zuständen (z.B. Französische Revolution, Weltkriege).

Es gab immer wieder gläubige Menschen, die trotz Spott Gott treu geblieben sind, viel Gutes geleistet und sich bewährt haben.

XII. «Folge mir nach»: Der Jesus-Weg

Es geht um eine Suchtbefreiung, nämlich von der liebes- und lebensfeindlichen Ich-Sucht.

In ihrem Bemühen, sich aus der liebevollen Umarmung Gottes zu lösen, haben sich die Menschen zum Freiwild im darwinistischen Überlebenskampf herunterdressiert.

Obwohl der Jesus-Weg der plausibelste und überzeugendste Weg ist, entscheiden sich wenige für ihn.

Glauben heisst, mitzuhelfen, den Himmel auf die Erde zu holen. Jesus sagt nicht: Du kannst bleiben, wie du bist und wo du bist. Er sagt: Du musst von Neuem geboren werden und mir dann nachfolgen.

Wo immer sich Menschen im Neuen Testament entschliessen, Jesus nachzufolgen, erleben sie eine Steigerung ihrer Persönlichkeit, eine Erschliessung ungeahnter Potentiale.

Nicht an ihrer Engstirnigkeit soll man Christen erkennen, sondern an ihrer Grosszügigkeit; nicht daran, dass sie weniger sündigen, sondern daran, dass sie mehr lieben. Auch, wenn es schwerfällt.

  • Leben: Das leichte Joch. Lebenslange Ausbildung.
  • Lieben: All You Need Is Agape
    Nicht an ihrer Engstirnigkeit soll man Christen erkennen, sondern an ihrer Grosszügigkeit; nicht daran, dass sie weniger sündigen, sondern daran, dass sie mehr lieben. Auch, wenn es schwerfällt.
  • Bibellesen: Das Buch des Glaubens
    Die biblischen Schriften sind auf einzigartige Art und Weise von Gott inspiriert. Gott kann aber auch auf andere Art und Weise zu uns sprechen, durch Freunde und Seelsorger und eben auch durch Texte aus vergangenen Epochen.
  • Beten: Die Sprache der Hoffnung
    Ohne Gebet schrumpft unsere Existenz auf das banale Hier und Jetzt zusammen.
  • Zusammenkommen: Ohne Kirche geht es nicht.
    Die Gemeinde ist das ‘Kraftzentrum und Entgiftungslazarett des Christen’.
  • Zweifeln: Unsicherheitstoleranz lernen.
  • Kämpfen: In der Welt, nicht von der Welt.
  • Ankommen: Going Home.
    Christen gehen, geführt vom Heiligen Geist zu Jesus und zum Vater. Sie werden dort unter anderem die Personen treffen, denen sie in diesem Buch begegnet sind…

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